DKBC-Cheftrainer Günther Doleschel über Take off, UWV und WM


Anfang Januar tankte die Nationalmannschaft Männer gemeinsam mit den U23-Auswahlmannschaften auf dem Rabenberg Kraft für die anstehenden WM-Aufgaben im Mai in Tarnowo Podgorne. Darüber und über die weitere Vorbereitung sprachen wir mit dem Cheftrainer der deutschen Nationalmannschaft, Günther Doleschel.

Die Nationalmannschaft hat Anfang Januar mit einem größeren Kader das erste gemeinsame Training in Vorbereitung auf die WM 2020 im Mai veranstaltet. Was hat dazu geführt und wie zufrieden bist du damit?

Günther Doleschel: Ja, es waren mehrere Kader, die gleichzeitig in der Sportschule Rabenberg zum Startschuss für die WM Vorbereitung im polnischen Tarnowo Portgorne dabei waren. Die Männer sind schon seit Jahren Anfang Januar am Sportpark und die U23 hat sich jetzt mit beiden Mannschaften angeschlossen. Ich war selbst vor Ort. Das Drumherum war klasse organisiert und das Nebeneinander der Kader verlief vollkommen reibungslos; auch im Hinblick darauf, sich besser kennenzulernen und sich etwas näherzukommen. Ich beurteile diese Herangehensweise sehr positiv. Auch für die UWV (unmittelbare Wettkampfvorbereitung – d. Red.) im April haben wir haben wir die gemeinsame Nutzung des Sportpark Rabenberg geplant. Dann werden auch die Frauen dabei sein.

Bisher haben sich die Gruppen eigenständig vorbereitet und individuell trainiert. Kann man also von einer neuen Qualität in der Vorbereitung sprechen?

Günther Doleschel: Dadurch, das Milos Ponjavic mit dabei war, konnte jeder Trainer auf Milos’ Qualitäten zugreifen und neben der direkten Arbeit auf den Bahnen an den Abenden mit ihm die Vorhaben für den nächsten Tag durchsprechen. Tagsüber war jede Gruppe im Wechsel auf den Kegelbahn in Bernsbach, in Stollberg und in Zschorlau. So waren die Ansprüche an das Material und die äußeren Bedingungen zusätzliche wichtige Erfahrungen für die Sportler. Das war eine neue und aus meiner Sicht auch gute Erfahrung. Das müssen wir beibehalten.

Wie gestaltet sich für dich die Zusammenarbeit mit Milos Ponjavic?

Günther Doleschel: Milos ist bei diesen wichtigen Maßnahmen mit seiner langen und großen Erfahrung mit vor Ort und gerade bei diesen Veranstaltungen bei denen mehrere Kader zusammen arbeiten, ist der Zugriff auf seine Expertise noch effizienter.

Was gibt es Neues aus dem Trainerkollektiv? Werner Buchs, der demnächst in die Hall of Fame aufgenommen wird, hat ja im vergangenen Juli mit der U18 aufgehört.

Günther Doleschel: Wir haben diese Dinge bereits auf der Trainerratstagung im Juli vergangenen Jahres besprochen. Michael Koch hat die U18 übernommen, er war ja auch zuvor schon Co-Trainer und hat im letzten Jahr natürlich auch viel mitnehmen können.
Zusammen mit Michael Niefnecker als Co-Trainer muss er für die Vorbereitung und die WM in Plauen erstmals Verantwortung übernehmen.
Sandra Hirsch ist als Nationaltrainerin zu den Frauen zurückgekehrt und bereitet zusammen mit Wolfgang Lutz die Single WM vor. In Tarnowo Podgorne wird Wolfgang die Frauen begleiten und betreuen. Für die weibliche U23 wird ebenfalls Wolfgang Lutz als Co-Trainer an der Seite von Daniela eingesetzt. Oliver Scholler arbeitet schon geraume Zeit sehr intensiv zusammen mit seinem Co – Manuel Hopfe – mit der U23 männlich. Wir sind also auch bei den Trainern gut aufgestellt.

Wie sieht die weitere Vorbereitung aus? Mit welchen Länderspielen ist zu rechnen?

Günther Doleschel: Gerade komme ich aus Bamberg. Mit der U23 haben wir 2 intensive Tage hinter uns mit vielen Trainingseinheiten auf der Kegelbahn, im Studio und in der Natur beim Laufen. Nach Saisonende stehen uns dann die Wochenenden komplett zur Verfügung. Den Plan haben wir am Wochenende festgezurrt. Die UWV habe ich ja schon erwähnt, sie findet auf dem Rabenberg statt. Dann werden wir Zwickau als vierte Kegelbahn mit dazu nehmen. Ich denke, wir können uns dort auch gegenseitig gut ergänzen. Das wird bestimmt eine ganz klasse Sache. Beim U18-Einzelweltpokal ist es immer schwierig zu sagen, welche Sportler es dann sein werden. Einige, die Abitur schreiben, kommen nicht in Frage. Auf der anderen Seite kann man mit dem einen oder anderen U18-Spieler bei der WM auch für die U23 rechnen. Aber, das muss alles erst noch wachsen und wird dann zu gegebener Zeit geklärt werden. Auch in diesem Jahr zeigt es sich wieder als große Herausforderung einen Gegner für ein Länderspiel zu finden. Das liegt am einen daran, dass in vielen Nationen der Spielbetrieb der Liga weit in den April hinein dauert, und zum anderen auch gegenseitige Verpflichtungen einzuhalten sind. Bei den Männern und Frauen verzichten wir vor der Single-WM schon seit Jahren auf die teuren Länderspiele.

Gibt es Akteure, die bei der Einzel-WM nicht mit dabei sein können?

Günther Doleschel: Es wir immer Sportler geben, die aus den verschiedensten Gründen auf die Teilnahme an diesen Höhepunkten verzichten müssen. Gesundheitliche, berufliche und natürlich familiäre Gründe überwiegen dann und lassen dann eine WM-Teilnahme nicht zu. Saskia Seitz, Alina Dollheimer und Tom Schneider stehen für Polen nicht zur Verfügung. Hinter weiteren Sportlern steht noch ein Fragezeichen.
Wir werden unsere zur Verfügung stehenden Startplätz trotzdem nutzen und gegebenenfalls Nachwuchsspielern die Möglichkeit bieten, erste Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln.

Die Bundesliga geht in ihre entscheidende Phase. Was ist dir bislang in diesem Jahr aufgefallen?

Günther Doleschel: Rot Weiß Zerbst steht vier Spieltage vor Saisonende mit 8 Punkten Vorsprung wieder als Meister fest. Diese professionelle Mannschaft hat mit ihrer 15ten Meisterschaft in Folge historisches geschafft. Dass Rennen um die weiteren Medaillenplätze bleibt mit Bamberg, Breitengüßbach und Staffelstein spannend. Staffelstein hätte ich nach den Transfers im Sommer mehr zugetraut. Ich selbst bin aus der Nähe von Schwabsberg. Diese vollkommen neu aufgestellte Mannschaft hat sich in der Saison ganz gut geschlagen, im DKBC-Pokal sogar das Final Four erreicht. Dabei war Schwabsberg von vielen zu Saisonbeginn schon zum Abstieg verdonnert. Ich finde es ganz gut, dass man bei einer so „jungen Mannschaft" sieht, dass man innerhalb von kurzer Zeit zu einem Team zusammenwachsen kann.

...und bei den Frauen? Die Vormachtstellung von Bamberg war nicht mehr so ausgeprägt wie in den Vorjahren.

Günther Doleschel: Bei den Frauen gelten andere Voraussetzungen. Bamberg musste in dieser Saison sehen wie schnell und heftig Verletzungssorgen auf einen einwirken. Sina Beißer Daniela Kicker und Corinna Kastner waren zu ersetzen. Diese Lücke kann man nicht so schnell schließen und dann ist das die Chance für viele Mannschaften sich lange im Rennen um die Meisterschaft zu halten. Pöllwitz konnte aktuell noch nicht an die Leistungen der letzten Jahre anknüpfen und wird sich in den restlichen Spielen behaupten müssen wenn sie an der Medaillenvergabe präsent sein wollen.

2021 findet die Team-WM wieder in Deutschland statt? Spielt das schon in dieser Vorbereitung auf die Einzel-WM eine Rolle?

Günther Doleschel: Es gibt natürlich eine langfristige Planung. Nur kann die im Sport auch sehr schnell zusammenbrechen. Über die Frauen haben wir ja gerade gesprochen, aber das kann auch bei den Männern passieren. Wir haben einige Sportler und Sportlerinnen, die neu hinzugekommen sind und bereits 2019 eine sehr gute Weltmeisterschaft gespielt haben so wie Celine Zenker, Christian Wilke und Dominik Kunze. Auf solche Leute muss man zurückgreifen und sie bei der Stange halten. Trotzdem müssen wir die Augen offen halten, wer für uns in Betracht kommen kann.
Kandidaten die sich für einen Kader anbieten gibt es. Wir spielen seit Jahren ganz vorne mit, haben uns in die Medaillenplätze gespielt und waren in Dettenheim mit den Frauen sogar Weltmeister. Wir wollen aber auch bei der Heim-WM wieder ganz oben mitspielen. Wir brauchen einen breiten Kader um dann rechtzeitig die richtige Spitze für Plauen daraus zu rekrutieren.

Du hast dich zuletzt mit riesigem Papierkram beschäftigen müssen, was allerdings einen sehr schönen Hintergrund hat...

Günther Doleschel: Ja wir sind als nichtolympischer Verband vom DOSB bei der Förderung berücksichtig worden und können so doch auf den einen oder anderen Euro zurückgreifen. Noch sind es keine fest zugewiesenen Gelder. Wir haben die entsprechenden Anträge gestellt. Auf jeden Fall sind wir ausdrücklich als Nin-Pin Classic neben fünf anderen Sportarten wie den Radball und Reiten aufgefordert einen ergänzenden Bedarf zur intensiveren Förderung unseres Sports anzumelden. Es wär uns sicher eine große Hilfe wenn diese zusätzlichen Gelder verfügbar werden.

Solche Unterstützung gab es eine ganze Reihe von Jahren gar nicht mehr...

Günther Doleschel: Genau. Die letzte Förderung, die Sportler erhalten haben war die Verdienstausfallentschädigung. Unsere Sportler sind seit Jahren ohne weitere Förderung und bringen bei Lehrgängen, Maßnahmen und Weltmeisterschaften regelmäßig eigene Mittel mit ein, da die Tagessätze der Entschädigung mit heißer Nadel gestrickt sind und auch jahrelang nicht angepasst wurden. In den Meisten Ländern kommt man mit dem Tagegeld nicht mehr über die Runden. Es wird immer schwerer dafür Verständnis zu fordern.

Das Interview führte Michael Hohlfeld.