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Timo Hoffmann: "Ich hätte gern die Medaillenfarbe getauscht"
Tim Brachtel: "Immer schöner im Team erfolgreich zu sein"

Manchmal läuft es bei den einen rund – Timo Hoffmann und Tim Brachtel werden deutsche Meister bei den Männern und in der U23 – bei einem anderen nicht ganz so. In diesem besonderen Fall traf es den Interviewer, dem die Technik ausgerechnet bei den Sportlermikrofonen unvermittelt einen durchgehenden unschönen Brummton auf die Tonspur legte. Vielleicht war es das Glück des Tüchtigen, das das zweite aufzeichnende Mikrofon stark genug war, um alle Stimmen einzufangen. Allerdings litt darunter die Qualität des Tons bei den Meister-Antworten. Da sich die frisch gebackenen Titelträger kurz nach dem Finale aber schnell landfein für das Gespräch gemacht hatten, wollen wir das Video nicht vorenthalten und bieten es im Video- und Textmitschnitt.
 
Timo Hoffmann, Alter geht vor Schönheit, Timo Brachtel, ich gratuliere euch recht herzlich zu eurem deutschen Meistertitel am Ende einer sehr langen Saison . Wie glücklich seid ihr, da ihr doch auch Vizeweltmeister seid?
 
Timo Hoffmann: Ja, der Vizeweltmeistertitel ist sehr viel mehr wert, weil es ein Mannschaftserfolg war. Heute hatten wir Einzelspiele, das ist mir persönlich nicht so viel wert. Ich hätte gerne die Medaillenfarbe getauscht – und vor ein paar Wochen Gold geholt. Das wäre mir lieber gewesen, aber nichtsdestotrotz freue ich mich natürlich, dass es heute so gelungen ist.
 
Tim Brachtel: Für mich ist es auch immer schöner im Team erfolgreich zu sein, weil man das ganze Team drumherum hat. Man kann sich mit ihm freuen. Eine Einzelmedaille ist natürlich auch immer schön, aber mir geht's da ähnlich wie Timo: Wenn wir die Medaillen hätten tauschen können, wäre ich dafür gewesen.
 
Tim, wie gefällt dir das Switchen zwischen der U23 und den Männern?
 
Tim Brachtel: Für mich ist es eigentlich egal, in welcher Altersklasse ich spiele. Wenn ich auf einem Wettkampf starte, gebe ich mein Bestes und es ist mir egal, ob die Konkurrenz U23 oder eine andere ist.
 
Timo, du bist schon im vorgerückten Alter. Sagen wir mal, du hast sehr viel Erfahrung im Kegeln, die hast du auf die Bahn bekommen. Hättest du gern noch den 700er gespielt obendrauf?
 
Timo Hoffmann: Nein! Das ist mir eigentlich egal, denn heute ging es ja darum, möglichst viele Punkte zu holen. Das Gesamtergebnis war da zweitrangig.
 
Wie wichtig ist es, dass Nationalspieler – sie haben vier Startplätze – bei diesen Meisterschaften antreten und sich der Konkurrenz stellen? Es ist ja schwer, nach einer langen Saison sich noch einmal zu motivieren.
 
Timo Hoffmann: Ich ziehe den Hut vor allen, die sich bereit erklärt haben, hier zu spielen. Ich glaube, für die Zuschauer ist es schon sehr, sehr viel wert, Sie unterstützen uns bei der WM von zu Hause aus oder direkt vor Ort. Da sollten wir auch eine Möglichkeit sehen, dass wir die Besten bei der nationalen Meisterschaften sehen, auch wenn das nach der WM schon Überwindung gekostet hat, noch einmal zu trainieren und sich auf die deutsche Meisterschaft vorzubereiten.
 
Tim, nimm du uns einmal mit und erzähle uns, wie man das macht, dass man sich stetig steigert, obwohl man Wurf um Wurf absolviert. Mit Wurf 361 bis 480 spielst du – ähnlich wie Alena Bimber mit eingestelltem Bahnrekord – im Finale deine Bestleistung im Turnier mit 701, vorher 678, 679 - also immer gesteigert. Wie macht man so etwas?
 
Tim Brachtel: Mit jedem Spiel kann man sich besser an die Bahn gewöhnen, lernt die Eigenheiten kennen und kann sich immer besser einstellen. Jedes Mal eine Steigerung, das ist nicht immer so, aber ich bin immer besser ins Turnier gekommen und von Mal zu Mal konnte ich mich so steigern.
 
Ich möchte noch einmal zurückblicken auf das Wahnsinns-WM-Finale. Ihr habt im Finale eine Bestleistung gespielt mit 4004 Kegeln. Im Normalfall reicht das zu Gold, Österreich war einfach besser an dem Tag. Was wirkt nach von dieser Weltmeisterschaft, von dieser Silbermedaille?
 
Timo Hoffmann: Für mich nur Positives. Wir haben uns, wie du richtig sagst, gesteigert, waren sehr stabil in diesem Turnier und haben im Finale die beste Leistung gebracht. So ist es im Sport, man muss auch anerkennen, wenn an dem Tag vielleicht der Gegner besser war, so wie es Österreich in dem Fall auch war. Deshalb ist es für mich eine gewonnene Silbermedaille und keine verlorene Goldmedaille.
 
Tim Brachtel: Mit ein bisschen Abstand vom Turnier bin ich auch sehr zufrieden. Klar tut eine Niederlage im Finale erst einmal weh, aber das haben wir sehr gut weggesteckt meiner Meinung nach und haben uns nichts vorzuwerfen. Wir haben ein super Finale gespielt, ich bin richtig stolz auf die Mannschaft und deswegen bin ich mit der Silbermedaille auch zufrieden und es fühlt sich wie eine Goldmedaille an.
 
Ihr könnt zufrieden sein, herzlichen Glückwunsch noch einmal zum deutschen Meistertitel in der U23 männlich, Tim Brachtel, und bei den Männern, Timo Hoffmann. Herzlichen Dank für dieses Interview.
 
 
Timo Hoffmann (links) und Tim Brachtel im Interview bei den Deutschen Meisterschaften 2023 in München.